Schmausen und Hausen wie der König
Die Villa Fabbroni im Herzen der Toskana
„Bela Rosin, ti amo“, hallt der Ruf des jungen Königs durch die Räume der Villa Padronale. Vittorio Emanuele II rennt der fliehenden Geliebten hinterher und folgt ihr durch die verwinkelten Flure und aneinandergereihten Gemächer, die alle zu den Räumlichkeiten des kleinen Lustschlösschens gehören. Hier oben in den Hügeln, hoch über der Ortschaft San Polo Greve in Chianti, fühlt sich der 27-Jährige wohl und kann seine zehn Jahre jüngere Geliebte vor der Öffentlichkeit verstecken. Zumindest solange sie noch minderjährig und er verheiratet ist. Aber das soll sich bald ändern. Nach dem Tod der Königin heiratet der König von Italien seine langjährige Mätresse Rosa Vercellana, genannt die „Schöne Rosa“, und macht sie zu seiner zweiten Frau, die ihn bis an sein Lebensende begleitet.
Was und wie es sich seinerzeit alles abspielte, um das Jahr 1850 in den Bergen von Chianti, weiß heute keiner so ganz genau. Viele Jahre stand das kleine Schlösschen danach leer. Dann aber entdeckten es zwei tüchtige Köche aus Florenz und waren sofort Feuer und Flamme. Dieses verlassene Lustschlösschen des Königs wollten sie übernehmen und von neuem mit Leben füllen. Es stand viel Arbeit an, den über die Jahre heruntergekommenen Bau in eine komfortable Villa mit eigener Gaststätte zu verwandeln. Aber die beiden gaben nicht auf. Aus dem einstigen heimlichen Liebesnest des Königs wurde die heutige Villa Fabbroni.
Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen serviert Stefano Arnetoli den Gästen die Ergebnisse seiner Kochkunst … Keine Frage: er und sein Kompagnon Sergio Bongini verstehen ihr Handwerk. … Auch das Olivenöl und der zum Essen passende Wein stammen aus eigenem Anbau. …
Der Wein, den die beiden Hausherren produzieren, darf sich „biologisch“ nennen und vereint die Rebsorten Sangiovese, Canaiolo, Colorino und Barsaglina zu einem prächtigen Rotwein, der sich „Terre di Panzalla“ nennt. …
Die Villa Fabbroni setzt sich zusammen aus einem Haupthaus, in dem neben mehreren, einzeln oder als Gruppe buchbaren Unterkünften die Gaststätte der Agricoltura untergebracht ist. …
Die Aussicht über die Hügel der Chianti-Region ist überwältigend. Ausflüge in die unmittelbare Umgebung sowie die umliegenden Orte und Landschaften der Toskana gehören ebenso zum freiwilligen Pflichtprogramm der Gäste wie die Möglichkeit, sich wahlweise selbst zu versorgen, an hauseigenen Kochkursen teilzunehmen oder die Annehmlichkeiten der Restaurantküche in Anspruch zu nehmen. …
Auf kurzer Distanz erreicht man die Ortschaft Greve in Chianti und die Haupttouristenziele Florenz, San Gimignano, Siena, Arezzo, Lucca und Pisa.
Reinhold Wagner